Gastbeitrag von Stefanie Kießling
Mehr als 70 Bürgerinnen und Bürger folgten am Montag der Einladung der Stadt Bad Liebenstein zu einem Informationsabend im „Grünen Baum“ in Steinbach.
Thema des Abends war das Projekt Energiestollen Steinbach – und damit ein mögliches Nahwärmenetz für eine lokale, nachhaltige und sichere Energieversorgung des Dorfes.
Die Idee dazu entstand vor drei Jahren, als die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) begann, aus Sicherungsgründen einen neuen Entwässerungsstollen für das in den 90er Jahren stillgelegte Bergwerk aufzufahren.
Die Stadt Bad Liebenstein hat die Idee prüfen lassen und eine Machbarkeitsstudie beauftragt. Zum Infoabend stellten Fachleute der EnergieWerkStadt eG (EWS) die aktuellen Zwischenergebnisse vor und gaben einen umfassenden Überblick über technische, wirtschaftliche und planerische Aspekte.
Das stillgelegte Bergwerk in Steinbach weist bemerkenswerte Rahmenbedingungen für die Nutzung als Wärmequelle auf: ganzjährig konstantes Grubenwasser zwischen 8 und 9 °C, dauerhaft ausreichende Abflussmengen und eine sehr gute Wasserqualität.
Diese Faktoren ermöglichen den effizienten Betrieb eines Wärmetauschers und einer Großwärmepumpe für ein Nahwärmenetz. Ergänzend könnten Photovoltaik-Freiflächenanlagen für die Stromversorgung der Wärmepumpe die Wirtschaftlichkeit weiter verbessern.
Die Expertinnen und Experten erläuterten, wie eine Wärmezentrale in der Nähe des Mundlochs aufgebaut werden könnte, welche Bauabschnitte für ein Nahwärmenetz vorgesehen wären und welche technischen Standards zum Einsatz kämen.
Auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wurden dargestellt: Ein wirtschaftlicher Betrieb setzt eine Mindestanzahl angeschlossener Haushalte sowie Fördermittel von Bund und Land voraus. Ziel seien langfristig stabile und bezahlbare Wärmepreise.
Die Möglichkeit zum Fragenstellen wurde von den Bürgerinnen und Bürgern rege genutzt. Sie wünschten sich bereits Informationen zu technischen Details wie Leitungsverlegung, Hausanschluss, Wärmepumpenbetrieb oder Rückfalloptionen.
Auch praktische Themen – etwa die Umstellung bestehender Heizsysteme, Kostenschätzungen oder zeitliche Abläufe – standen im Mittelpunkt.
Erste Rückmeldungen aus dem Publikum zeigten eine grundsätzliche Bereitschaft, sich an ein mögliches Nahwärmenetz anzuschließen – sei es zeitnah oder in zehn bis fünfzehn Jahren.
Deutlich wurde am Montag auch, wie das Projekt sich in die kommunale Wärmeplanung einfügt, die jede Kommune bis 2028 erstellen muss.
Die Machbarkeitsstudie liefert hierfür einen wichtigen Baustein, da sie Potenziale, technische Szenarien und mögliche Versorgungsgebiete umfassend bewertet.
Um die Berechnungen für ein Nahwärmenetz zu präzisieren, wird in den nächsten Wochen noch eine Befragung der Haushalte in Steinbach stattfinden.
Mit dieser sollen die realen Wärmebedarfe und das Interesse an einem Anschluss ermittelt werden. Die Ergebnisse werden anonymisiert und fließen unmittelbar in die wirtschaftliche Bewertung und die Auslegung eines möglichen Wärmenetzes ein.
Bei positivem Fazit würden im Anschluss Fördermittelbeantragungen für tiefergehende Planungen und die Bindung von Investoren- und Betreibern beginnen – ein möglicher nächster Schritt auf dem Weg zu einer sicheren, lokal erzeugten und klimafreundlichen Wärmeversorgung für Steinbach.




